Wie kann ich meinem Kind die Angst vorm Zahnarzt nehmen?

Die Angst vor dem Zahnarztbesuch ist weit verbreitet: Studien zeigen, dass im deutschsprachigen Raum etwa jeder zehnte Erwachsene unter einer ausgeprägten Zahnarztangst, der sogenannten Dentophobie, leidet. Eine entsprechende Abneigung entsteht oft bereits im Kindesalter. Sie kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, bis ins Erwachsenenleben große Probleme bereiten. Dabei ist es gerade bei Kindern wichtig, für die langfristige Zahngesundheit regelmäßige Kontrollen einzuhalten.

So können Karies oder andere Zahnerkrankungen frühzeitig erkannt werden. Dieser Ratgeber gibt Ihnen zahlreiche praxisnahe Tipps, wie Sie Ihrem Kind die Angst vor dem Zahnarztbesuch nehmen und ihn zu einer stressfreien Routine machen können.

Warum haben Kinder Angst vorm Zahnarzt?

Kinder haben aus verschiedenen Gründen Angst vor dem Zahnarzt. Häufig sind es negative Erlebnisse, die dazu führen, dass sie sich vor einer Behandlung fürchten. Grundsätzlich betrifft der Zahnarztbesuch einen sehr sensiblen Bereich: Der Mund ist ein Teil des Körpers, in den instinktiv nichts außer Nahrung hinein sollte. Schon kleinen Kindern wird beigebracht, dass es unangenehm oder gefährlich sein kann, wenn etwas Fremdes in den Mund gelangt. Daher löst allein die Vorstellung, dass der Zahnarzt Instrumente dort einführt, bei vielen Kindern Unbehagen aus.

Neben diesen natürlichen Schutzreflexen spielen zwei spezifische Ängste eine wichtige Rolle. Zum einen gibt es die Angst vor der eigentlichen Behandlung selbst, zum anderen die Angst vor möglichen Schmerzen. Psychologen betonen, dass vor allem das Gefühl des Kontrollverlusts ein entscheidender Faktor ist. Liegt das Kind auf dem Zahnarztstuhl, fühlt es sich ausgeliefert. Kann es nicht nachvollziehen, was der Zahnarzt gerade tut, oder versteht es die Abläufe nicht, führt das zu Unsicherheit. Manche Kinder verbinden das Öffnen des Mundes automatisch mit Schmerz, selbst wenn der Zahnarzt nur die Zähne betrachtet oder sanft mit einem Spiegel untersucht. Hier hilft es, Kindern frühzeitig zu erklären, dass viele Handgriffe völlig schmerzfrei sind.

Natürlich gibt es im Rahmen einer Behandlung auch Maßnahmen, die unangenehm oder schmerzhaft sein können. Doch diese sind in der Regel kurz und können durch verschiedene Methoden wie moderne Betäubungen oder Lachgasbehandlungen deutlich erleichtert werden.

Schlechte Erfahrungen prägen sich tief ein

Nicht selten erinnern sich Menschen selbst im Erwachsenenalter noch lebhaft an unangenehme oder schmerzhafte Zahnarztbesuche in ihrer Kindheit. Gerade in früheren Zeiten war der Umgang vieler Zahnärzte oft weniger einfühlsam. Sätze wie „Stell dich nicht so an“ führten dazu, dass Kinder ihre Schmerzen unterdrücken mussten, statt ernst genommen zu werden. Solche Erfahrungen prägen sich tief ins Gedächtnis ein und können auch viele Jahre später noch für Unbehagen sorgen.

Ein Beispiel zeigt, wie einschneidend solche Erlebnisse mitunter sind: Eine Mutter erinnert sich, dass sie selbst in ihrer Kindheit beim Bohren eines Zahnes große Schmerzen hatte, während der Zahnarzt ungerührt weitermachte. Diese Erfahrung hat sie nachhaltig geprägt und führt bis heute dazu, dass sie Zahnarztbesuche eher vermeidet. Bei ihren eigenen Kindern wollte sie alles besser machen, suchte gezielt eine Kinderzahnärztin auf und begann früh mit Kontrollterminen. Anfänglich funktionierte das sehr gut, bis ihre Tochter durch einen Unfall ein Stück des Schneidezahns verlor. Der anschließende Zahnarztbesuch bei einer Vertretung wurde für das Kind zum traumatischen Erlebnis.

Die Ärztin versuchte zwar mit kindgerechten Erklärungen und kleinen „Zaubertricks“ die Behandlung angenehmer zu gestalten. Doch die Betäubungsspritze, die mehrfach angesetzt werden musste, führte schließlich zu Tränen und Angst. Trotz aller Bemühungen konnte die Behandlung nicht abgeschlossen werden, und das Kind fuhr mit verletztem Zahn und betäubtem Mund nach Hause.

Die Folge: Bei weiteren Terminen verweigerte die Tochter konsequent, den Mund zu öffnen. Erst eine spezialisierte Fachpraxis konnte das Problem mit einer Behandlung unter Lachgas lösen.

Solche oder ähnliche Situationen kommen leider immer wieder vor.

Warum lassen sich schlechte Erlebnisse so schwer „löschen“?

Schlechte Erfahrungen beim Zahnarzt wirken oft langfristig nach. Das Gehirn speichert solche Erlebnisse besonders prägnant, um uns in Zukunft vor ähnlichen Situationen zu schützen. Diese Schutzfunktion hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Ein einzelnes negatives Erlebnis kann viele positive Erfahrungen überlagern. Selbst wenn der nächste Zahnarztbesuch völlig schmerzfrei und angenehm verläuft, bleibt die Erinnerung an das schmerzhafte Ereignis oft im Vordergrund.

Das führt dazu, dass Kinder versuchen, die Situation künftig zu vermeiden. Sie pressen beim Zahnarzt die Lippen zusammen oder wehren sich anders gegen die Behandlung. Aber genau das ist kontraproduktiv. Je häufiger das Kind sich weigert, desto stärker verankert sich die Überzeugung, dass der Zahnarztbesuch etwas Schreckliches sei. Um solche Ängste zu überwinden, sind eine Menge positive Erfahrungen und viel Einfühlungsvermögen seitens des Zahnarztes und der Eltern notwendig.

Tipps für die Praxis: Das können Sie tun, um die Angst zu mildern

Damit Kinder gar nicht erst eine Angst vor dem Zahnarzt entwickeln oder bestehende Ängste überwinden, können Eltern eine Menge tun. Dabei kommt es vor allem auf Geduld, Einfühlungsvermögen und eine sorgfältige Vorbereitung an. Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, dass der Zahnarztbesuch für Ihr Kind möglichst entspannt verläuft.

Den richtigen Zahnarzt auswählen

Eine der wichtigsten Grundlagen, um Kindern die Angst zu nehmen, ist die Wahl eines einfühlsamen oder sogar auf Kinder spezialisierten Zahnarztes bzw. einem Arzt, der als Experte für Zähne mit Vollnarkose arbeitet.. Gute Zahnmediziner setzen bei der Behandlung von Kindern gezielt auf spielerische Elemente und viel Geduld. Statt sofort mit Instrumenten zu arbeiten, erzählen sie fantasievolle Geschichten, singen Lieder oder führen kleine Zaubertricks vor. Manche Praxen haben Stofftiere, deren Zähne zuerst untersucht werden, bevor die Kinder selbst an der Reihe sind. So entsteht eine vertraute Atmosphäre.

Viele Kinderzahnärzte gestalten die erste Sitzung bewusst kurz und beschränken sie darauf, in den Mund zu schauen. Erst bei späteren Terminen folgen kleine Eingriffe wie Versiegelungen oder Füllungen. Ziel ist, dass das Kind die Erfahrung macht: „Ich schaffe das!“ – und so mit jedem Besuch selbstbewusster wird.

Ein guter Kinderzahnarzt nimmt sich Zeit, erklärt jeden Schritt und respektiert die Signale des Kindes. Eltern sollten daher darauf achten, eine Praxis zu wählen, in der sich sowohl sie selbst als auch ihr Kind gut aufgehoben fühlen.

Vorbildfunktion der Eltern

Kinder orientieren sich stark an ihrem Umfeld. Wenn Eltern selbst eine sichtbare Angst vor Zahnarztbesuchen zeigen oder negativ darüber sprechen, überträgt sich diese Unsicherheit leicht. Daher sollten Eltern ihre eigenen Ängste möglichst nicht zum Thema machen.

Ein wirksamer Ansatz ist es, das Kind einmal zum eigenen Zahnarzttermin mitzunehmen – allerdings nur, wenn es sich dabei um eine einfache Kontrolle handelt. So kann das Kind erleben, dass auch Erwachsene entspannt beim Zahnarzt sitzen und dass eine Untersuchung nicht zwangsläufig wehtut. Diese positive Modellfunktion ist oft überzeugender als jede Erklärung.

Ehrlichkeit statt falscher Versprechungen

Auch wenn es gut gemeint ist, sollten Eltern ihrem Kind vor einem Zahnarzttermin keine falschen Versprechungen machen. Sätze wie „Das tut überhaupt nicht weh“ oder „Es passiert gar nichts“ können problematisch sein, wenn es dann doch zu einer Behandlung kommt. Solche Aussagen führen beim Kind zu Enttäuschung und können das Vertrauen nachhaltig erschüttern.

Ebenso wenig sollten Eltern ihr Kind in die Praxis bringen, ohne es darauf vorzubereiten. Stehen Eltern plötzlich mit ihrem Kind vor der Praxistür, obwohl sie eigentlich einen anderen Ausflug angekündigt hatten, empfindet das Kind dies als Vertrauensbruch.

Besser ist es, ehrlich zu bleiben, aber beruhigend zu erklären, dass viele Behandlungen nicht schmerzhaft sind. Zudem können Eltern betonen, dass der Zahnarzt immer wieder fragt, ob alles in Ordnung ist, und aufhört, sobald das Kind „Stopp“ sagt.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen Zahnarztangst ist die regelmäßige Vorsorge. Wenn ein Kind frühzeitig an Zahnarztbesuche gewöhnt wird, lernt es, dass solche Termine oft völlig schmerzfrei verlaufen. Der Zahnarzt schaut in den meisten Fällen nur nach, ob alles gesund ist, und erklärt idealerweise spielerisch, wie Zähne richtig gepflegt werden. Mit der Zeit werden die Praxisräume, die Geräusche und die Abläufe immer vertrauter.

Wer nur dann zum Zahnarzt geht, wenn bereits Schmerzen bestehen, riskiert dagegen, dass das Kind die Praxis automatisch mit negativen Erlebnissen verbindet. Außerdem lassen sich durch regelmäßige Kontrollen kleine Zahnschäden frühzeitig erkennen und letztlich unkomplizierter behandeln.

Das Kuscheltier als emotionaler Begleiter

Ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Tipp: Lassen Sie Ihr Kind sein Lieblingskuscheltier zum Zahnarzt mitnehmen. Viele Kinder fühlen sich sofort sicherer, wenn sie etwas Vertrautes dabeihaben. Manche Zahnärzte beziehen das Kuscheltier sogar in die Behandlung ein, indem sie ihm ebenfalls in den Mund schauen oder dessen Zähne zählen. So erhält der Zahnarztbesuch eine spielerische und zugleich persönliche Note, die Ängste deutlich mindern kann.

Kein Druck und keine Strafen

Manche Kinder verweigern beim Zahnarzt kategorisch, den Mund zu öffnen. So frustrierend das auch sein mag: Eltern sollten ihr Kind nicht unter Druck setzen oder mit Strafen drohen. Zwang oder lautes Schimpfen führen nur dazu, dass sich die Angst verfestigt. Vielmehr sollte das Kind spüren, dass es ernst genommen wird und jederzeit „Nein“ sagen darf.

Geduld zahlt sich hier aus. Je mehr Zeit Eltern und Zahnarzt investieren, desto größer ist die Chance, dass sich das Kind beim nächsten Termin weniger ängstlich zeigt. Manchmal helfen schon mehrere Besuche, bei denen lediglich die Umgebung erkundet wird, ohne dass eine Behandlung erfolgt.

Lob und kleine Belohnungen

Lob ist eine wirkungsvolle Methode, um Kindern ein positives Gefühl zu vermitteln. Hat Ihr Kind die Behandlung oder auch nur die Kontrolle tapfer durchgestanden, sollten Sie es unbedingt dafür loben. Damit signalisieren Sie, dass es etwas geschafft hat, auf das es stolz sein kann. War die Behandlung besonders anstrengend oder mit Schmerzen verbunden, darf die Belohnung auch etwas größer ausfallen. Ein kleines Spielzeug, ein gemeinsamer Ausflug oder ein anderer lang ersehnter Wunsch können eine große Motivation sein.

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Verfasst von Redaktion

Roswitha ist bekannt für ihre Leidenschaft für einen gesunden Lebensstil und ihre Fähigkeit, andere zu motivieren und zu inspirieren, sich aktiv um ihre Gesundheit zu kümmern. Durch ihre Arbeit als Autorin und Chefredakteurin trägt sie dazu bei, das Bewusstsein für Gesundheitsfragen zu stärken und Menschen dabei zu unterstützen, ein ausgewogenes Leben zu führen.